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Kulturschock – Wie kann ich damit umgehen?

Diferencias culturales

Kulturschock - Wie kann ich damit umgehen?

„Eine kongruente Lebensweise, das bedeutet: klar zu kommunizieren, zu kooperieren, statt miteinander zu konkurrieren, zu befähigen, statt zu unterjochen, der menschlichen Individualität gerecht zu werden, statt zu kategorisieren.“

Virginia Satir

 

Was ist ein Kulturschock?

Bei Kultur denken die meisten erst mal an kulturelle Ereignisse (Traditionen, Feiertage), Errungenschaften (Wissenschaft, Kunst, Architektur) oder Symbole (Kleidung, Schmuck, Tätowierungen etc.). So zusagen das, was sichtbar ist und was man schnell einordnen kann, was einen aber auch nicht unbedingt persönlich betrifft. Anders ist es bei einem Kulturschock:

Wenn man sein Leben zum größten Teil in DER HEIMAT verbringt, dann fällt einem sonst wahrscheinlich nichts weiter auf. Die ANDEREN, die aus einer anderen Kultur in „unsere Heimat“ kommen, merken schon eher, dass es noch ganz andere Unterschiede gibt und das ist viel schwerer zu verstehen. Es ist fast Teil der Sprache, man kann die Sprache im linguistischen Sinne lernen aber es gehört noch viel mehr dazu die Sprache einer Kultur zu sprechen und zu verstehen.

Mir selbst ist das zum ersten Mal aufgefallen, als ich schon ein paar Monate in Ecuador lebte und ich hatte dann immer das Gefühl, jemand schüttet mir einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf, wenn meine Message ganz anders verstanden wurde, als ich gedacht habe. Aber es passiert mir noch heute, dass ich nicht „angemessen“ handle oder reagiere … und ehrlich gesagt, manchmal will ich das auch gar nicht.

Ich weiß noch, wie ich einmal in der Uni in einem Examen saß und schon etwas genervt um mehr Ruhe gebeten habe, (denn einige Compañeros, hatten Fragen und redeten laut mit dem Dozenten)… Ich sagte glaub ich so was wie „könnt ihr das bitte anders regelen? Manche von uns versuchen sich zu konzentrieren“ … Alles wurde still … Ich hatte also meine Ruhe um das Examen zu beenden aber, war nicht auf das Feedback der Compañeros danach vorbereitet: „Dorothee, que brava… Du bist aber sauer geworden.“

Ich dachte ich hätte lediglich um etwas mehr Rücksicht gebeten, aber das ist nicht so angekommen. Während ich von meiner Schulzeit gewohnt war dass, der Störende sich entschuldigt, wenn ihn einer auf sein stören hinweist, so meinten meine Compañeros in Ecuador eher, ich müsste mich entschuldigen weil ich sie direckt angegriffen habe. Kulturschock

Wer hat da wohl recht?

 

Es geht nicht darum welche Kultur besser ist.

In Ecuador ist es nicht angemessen direkt zu kritisieren oder auf Fehler hinzuweisen; Beziehungen sind wichtiger. Somit sollte man sich besser beherrschen, auch wenn es einen manchmal ärgert …

Das nur so zu schreiben fällt mir schon schwer; ich kann doch nicht immer den Mund halten nur des lieben Frieden wegen. Auf den ersten Blick ist das nur eine unangenehme Situation, aber auf dauer stellt man sich die Frage, ob man das jetzt immer so machen muss. Und so stand ich oft vor Entscheidungen und kleinen Sinnkrisen gegenüber meiner Existenz in Ecuador: Was kann ich annehmen und was nicht, und wie kann ich etwas nicht annehmen ohne es gleich abzulehnen. Mir war immer wichtig, dass ich mir nichts überstülpen lasse, womit ich mich nicht identifiziere, ich wollte mich aber auch nicht komplett verschließen.

Kulturelle Werte sind soziale Konstrukte (Gergen, 2007), sie basieren in jeder Kultur auf den, da bestehenden Glaubensansätze und nach denen WEIß MAN in seiner Kultur, was angemessen ist und was nicht. Wer sich in einem anderen Kulturkreis befindet fühlt sich oft einsam, und hat das Gefühl keiner versteht einen, so als ob die Stimme im Wind verschwindet. Man bekommt Angst um die eigene Identität und fragt sich, was man „ohne Stimme“ überhaupt bewirken kann. Das ist schwer auszuhalten und einige wissen, dass sie nur für kurze Zeit Kompromisse machen müssen (auf Reisen, über ein Auslandssemester, etc.), andere hingegen (grade die, die gezwungen waren ihr Land zu verlassen) fragen sich ihr ganzes Leben wie sie damit umgehen sollen.

So kommt es immer öfter vor, dass wir mit dem Kulturschock konfrontiert werden, sei es im Herkunftsland, wenn wir auf Kollegen oder Nachbarn aus anderen Ländern treffen, oder als Einwanderer. Wir sind mittlerweile alle betroffen und in der Verantwortung einen Weg zu finden mit Unterschieden klar zu kommen, denn für niemanden besteht die Lösung der absoluten Annahme einer anderen Kultur.

Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die allermeisten Unterschiede im Dialog verstanden werden können. Dabei soll es nicht darum gehen den anderen zu überzeugen, sondern sich einfach nur zuzuhören und mit einer gewissen Neugierde und Interesse bereit zu sein, Raum für das andere zu schaffen (Anderson, 2007).

Kulturschock im Dialog

Ich merke zum Beispiel bei mir selber, wenn ich mich Unterhalte, dass ich mich am Ende nicht dann besser fühle wenn ich „Gewonnen“ habe, weil man mir recht gegeben hat, sondern wenn ich das Gefühl hatte, ich wurde gehört und dass der*die andere interessant fand, was ich zu sagen hatte. Es ist gar nicht so entscheidend dass er*sie mich vollkommen versteht oder mir recht gegeben hat. Mein Anteil wurde zumindest eine Weile angenommen und betrachtet, ohne gleich bewertet zu werden und so wurde mir Raum gegeben.

 

Kulturschock aus sozialpsychologischer Perspektive…

Die Autoren und Kulturforscher Geert Hofstede (2001) und Fons Trompenaars (1993) haben versucht kulturelle Unterschiede in verschiedenen Dimensionen darzustellen, durch die man dann im Rückschluss mehr oder weniger verstehen kann, warum ein bestimmtes Ereignis von einer Kultur (in diesem Fall der Kultur eines Landes) ganz anders bewertet wird wie von einer anderen (was dann zum Kulturschock führt); wie man Prioritäten setzt, Entscheidungen trifft und mit welchen Werten und Vorstellungen Kinder erzogen werden, hängt sehr stark von kulturellen Glaubensansätzen ab.

 

Die sechs Kulturdimensionen nach Hofstede

Umgang mit Hierarchie

In einigen Kulturen ist es noch sehr wichtig, dass eine gewisse Machtdistanz erhalten wird, sprich, Respekt der Autorität gegenüber zu zeigen. Das hat erzieherische, aber auch politische Folgen, wie zum Beispiel, ob Kinder ihren Eltern widersprechen dürfen oder nicht, oder mit welchen Vorstellungen man ein Staatsoberhaupt wählt (autoritär oder kolaborativ).

 

Kollektivistisch vs Individualistisch

Viele haben wahrscheinlich schon davon gehört, dass in anderen Ländern die Familie eine andere Rolle spielt. In kollektivistischen Kulturen ist die Familie ein wichtiger Teil der Identität. Den Nachnamen und die Eltern zu ehren und die Familie so wie das Land, gehört zur persönlichen Verwirklichung. In individuell orientierten Kulturen identifizieren sich Personen eher mit dem was sie selber tun und erreicht haben unabhängig von ihrem Land und ihrer Familie.

 

Umgang mit Ungewissheit

Ist man in einer Kultur eher risikobereit oder geht man auf Nummer sicher? Danach entscheidet sich auch, wie man mit Veränderung und Fremden/dem umgeht. Kulturen die Ungewissheit nicht gut tolerieren sind oft von Traditionen geprägt und brauchen Klarheit über richtig und falsch. Innovation und Kreativität wird nicht so viel Raum gegeben.

 

Femininität vs. Maskulinität

Dabei geht es nicht direkt um den „Kampf der Geschlechter“ sonder die Autoren haben erkannt, dass es Kulturen gibt in denen eher stereotype maskuline Eigenschaften gewertet werden, wie zum Beispiel das Streben nach Erfolg, materielle Orientierung, Kategorisierung und Werte wie „keine Schwäche Zeigen“ etc. Feminine Kulturen hingegen sind stärker beziehungs- und kooperationsorientiert, an erster Stelle stehen Werte wie Solidarität und Empathie. Offensichtlich sind feminine Kulturen automatisch auch feministischer während in maskulinen Kulturen oft noch große Ungleichheit zwischen Männern und Frauen bestehen, da eine klare Rollenverteilung karakteristisch für eine maskuline Kultur ist.

 

Orientierung in der Zeit

Hier geht es nicht nur um Pünktlichkeit und Zeitgefühl, sondern auch darum ob eine Kultur sich eher nach der Zukunft orientiert, also eher plant, investiert und auf lange Sicht hinarbeitet oder ob man eher in der Vergangenheit und Gegenwart lebt und somit Entscheidungen auf kurze Sicht getroffen werden um anstehende Probleme zu lösen. In Kulturen die sich an der Vergangenheit orientieren sind Traditionen und geschichtliche Hintergründe besonders wichtig.

 

Genuss vs. Zurückhaltung

Wie nachsichtig bzw. zurückhaltent man in einer Kultur ist, kommt auf die Rolle moralischer Wertvorstellungen an, wie zum Beispiel die Beziehungen zwischen Männern und Frauen „zu sein haben“ oder wie offen Sexualität ausgelebt wird. In den nachsichtigen Genießer Kulturen werden Vergnügen und Freizeit als wichtiger Bestandteil der Lebensgestaltung anerkannt. In beherrschteren Kulturen dagegen erwartet man das bestimmte Impulse und Wünsche eher unterdrückt werden, denn das erreichen von Zielen ist wichtiger, der Blick in die Zukunft ist pessimistisch und man muss sich ranhalten. Recht und Ordnung müssen dafür gewahrt werden.  

 

Und was Trompenaars hinzufügt…

In einigen Aspekten überschneiden sich Trompenaars und Hofstedes Theorien (z.B. Orientierung in der Zeit, Kollektivistisch vs. Individualistisch), aber nach Trompenaars lassen sich noch die folgenden Dimensionen ergänzen:

 

Universal vs. Partikular

Universal bezieht sich hier darauf, dass man davon ausgeht es muss Regeln und Abmachungen geben die für alle gelten und auf die man sich verlassen kann (z. B. Menschenrechte). Partikular dagegen sind Kulturen in denen Beziehungen eine wichtigere Rolle spielen und Entscheidungen immer auf die Situation und den Moment ankommen und demnach auch verändert oder verhandelt werden können.

 

Neutral vs. Affektiv

Hier ist die Frage, wie man mit Emotionen umgeht. Kulturen in denen es normal ist Gefühle offen zu zeigen und auch mal impulsiv auszudrücken, werden als affektive Kulturen angesehen, dagegen gibt es auch viele Länder in denen es nicht angemessen ist, in der Öffentlichkeit zu weinen, jemanden zu umarmen oder Zuneigung auszudrücken, diese Kulturen gelten als neutral.

 

Spezifisch vs. Diffus

Inwiefern wird das berufliche vom Privatleben getrennt? In spezifischen Kulturen brauchen die Menschen klare Grenzen und trennen persönliche und berufliche Situationen, in diffusen Kulturen sind Beziehungen wichtiger, auch fürs Geschäft. Man kann Dinge nicht immer direkt ansprechen oder gleich zur Sache kommen, sondern muss erst mal zusammen Kaffee trinken. Hier findet sich mein Beispiel mit dem Examen in der Uni wieder: In meinem Herkunftsland Deutschland, das als sehr spezifisch gilt, empfindet man Kritik am Arbeitsverlauf (in meinem Fall zur Verbesserung der Konzentration) als konstruktiv und unabhängig von der Beziehung zu demjenigen, der kritisiert wird. Dagegen in einer eher diffusen Kultur wie Ecuador ist es ein persönlicher Angriff, denn eine Person wurde direkt auf ein unerwünschtes Verhalten hingewiesen und es macht keinen Unterschied, ob wir auf der Arbeit sind oder in der Bar.   

 

Leistung vs. Herkunft

Wird soziale Anerkennung eher durch die eigene Leistung gewonnen oder durch die Herkunft, sprich, Familie, der Nachname, Kulturkreis etc.

 

Verhältnis zur Umwelt

Kulturen können mehr nach innen oder mehr nach außen orientiert sein. In einer nach außen orientierte Kultur glauben die meißten Menschen, keinen großen Einfluss auf die Natur der Dinge zu haben, somit lassen sich viele in diesen Kulturen leichter unterordnen und von größerem orientieren, wie zum Beispiel Religion. In Kulturen die sich nach innen orientieren, vertritt man die Überzeugung, immer etwas bewirken zu können und handeln zu müssen um Dinge zu verändern.

 (Warner & Joynt, 2002)

Kulturschock verstehen

Diese Dimensionen sind zwar auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber die Herkunft prägt bestimmte Werte und Glaubensansätze immer mehr als andere. Den Autoren zu Folge, unterscheiden sich alle Kulturen untereinander dadurch, dass die einzelnen Dimensionen, ganz verschieden kombiniert auftreten und auch in ihrer Intensität schwanken. Es ist kein entweder – oder, schwarz und weiß Konzept, denn es gibt Kulturen die sich in bestimmten Dimensionen eher im Mittelfeld befinden, also vielleicht weder total spezifisch, noch total diffuse Werte vertreten (Warner & Joynt, 2002).

 

Kulturelle Veränderung und Unterschiede akzeptieren

Kulturen verändern sich auch mit der Zeit, denn es kommen immer neue Einflüsse und Erkenntnisse hinzu, grade durch Migration und Globalisierung. Deshalb ist es heute wichtiger denn je, nicht zu erwarten, dass ein*e Außenstehender*e sich total anpasst. Das wird er*sie nicht schaffen und es würde auch nur dazu führen, dass unterschwellige Grenzen erhalten und umkämpft werden, anstatt dass wir voneinander lernen.

Im spanischen benutzt man den Begriff colonizar (besiedeln) auch, wenn man davon redet, dass ein bestimmter Kulturkreis, seine Werte verbreiten und „überstülpen“ möchte, sodass sie als allgemeine Wahrheit vertreten werden, denn es erinnert an die Kolonialzeit, wo die eroberten Kolonien an die Kultur der Eroberer angepasst wurden und das häufig mit Gewalt (Soria, 2009).

 

Bei diesem Vorgang gab es keinen Raum für Unterschiede; Unterschiede waren zu kompliziert und bedrohlich und die Würde des einzelnen der sich anpassen musste, war nicht so wichtig wie die kollektive Mission der Verbreitung eigener Werte (Soria, 2009). Der Kulturschock wurde mit dem Schwert bekämpft.

 

Wir sollten heute einen anderen Weg finden und die Herausforderung annehmen, mit Unterschieden klar zu kommen, indem wir dem anderen Raum geben, ohne es als Bedrohung zu betrachten, ohne die Angst es würde uns überwältigen, oder, dass wir uns verlieren wenn unsere Werte infrage gestellt werden.

 

Was wäre wenn, wir uns einfach mit gegenseitigem Interesse Unterhalten und uns anschließend fragen: Was habe ich durch den Dialog besser verstanden? Was ist anders/neu für mich und was möchte ich damit machen? Inwiefern glaube ich, hat der Dialog dem andere genützt? Was nimmt er*sie sich mit?

Kulturschock als Möglichkeit

Quellen

Anderson, H. (2007). A Postmodern Umbrella: Lenguage and Knowledge as Relational and Generative and Inherently Transforming. En H. Anderson, & D. Gehart, Collaborative Therapy: Relations and Conversations that make Difference. EEUU: Routledge.

 

Gergen, K. (2007). Construccionismo Social: Aportes para el debate y la práctica. Bogotá: Ediciones Uniandes.

 

Satir, V. (2010). Kommunikation, Selbstwert, Kongruenz (8 ed.). Paderborn: Junfermann Verlag.

 

Soria, V. (2009). Colonización mental: mecanismos de adaptación y fragmentación psicológica del andino mestizo. Scielo, 2223-3032.

 

Warner, M., & Joynt, P. (2002). Managing across cultures: issues and perspectives. London: Thomson learning.

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